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5 Wege um Tiefe im Mix zu erzeugen
Wie kann man es schaffen, in einem (Live-)Mix eine Tiefenstaffelung zu erzeugen? Es soll vielleicht nicht immer alles im Vordergrund stehen, geht ja auch gar nicht. Im folgenden mal einige (altbekannte oder auch andere) Techniken, die man benutzen kann, um nicht nur das Panning, sondern auch Tiefe zu nutzen, um den Mix zu staffeln und zu sortieren. Dadurch werden die einzelnen Elemente besser ort- und hörbar und die Transparenz der Abmischung wird verbessert.
LAUTSTÄRKE
Faustregel natürlich: je lauter, desto weiter vorne. Hier sollte man mal anfangen. Allerdings gilt das natürlich nur begrenzt: ein lautes dumpfes Signal wirkt unter Umständen doch weiter hinten als ein kristallklares, aber leiseres.
DYNAMIK
Klar, Kompression und Parallelkompression presst einem den Sound direkt ins Ohr. Wunderbar geeignet um kritische Sounds nach vorne zu holen – und dort festzukleben. Allerdings hat das ja nun wenig mit Tiefe zu tun. Vielleicht tut es manchen Klängen ja auch ganz gut mal zwischendurch wieder im Mix abzutauchen um nur bei bestimmten Tonhöhen oder einer bestimmten Intensität nach vorne zu kommen. Ist jedenfalls bewegter und mehr 3D. Ganz besonders nett kann man das natürlich mit dem Hall kombinieren. Richtig klasse kann es kommen, wenn man zum Beispiel weitestgehend unkomprimierte Vocals zum Hall schickt (und richtig komprimierte Vocals weiter zur Summe). Dadurch bekommt die Stimme einen wunderbar dynamischen Schein. Klingt je nachdem voll 80er oder richtig teuer. Oder beides. Hat man die Möglichkeit, einen Transientendesigner/-shaper zu nutzen, so kann man auch damit experimentieren: je mehr Attack desto fokussierte und weiter vorne, je weniger Attack desto verschwommen und eher im Hintergrund.
EQ
Klappt live natürlich besonders gut: der Mix bleibt transparent, man hat keine Probleme mit Feedbacks und alles zumatschenden Hallfahnen und es klingt sogar “natürlich”: je weiter ein Instrument im Hintergrund stehen soll, desto weniger Höhen bekommt es. Es lohnt sich, damit mal die Gitarren vom Gesang zu trennen, oder Teile des Schlagzeugs (z.B. die Toms) nach hinten zu stellen. Live hat man natürlich außerdem den Vorteil, dass dadurch gefühlt weniger Becken im Mix sind.
HALL
Ganz klar, der Klassiker. Mit nur einem Hallgerät kann man schon eine Menge 3D erzeugen. Faustregel natürlich: je mehr Hall=desto weiter weg. Allerdings sollte man hier (besonders) live eher nach Gehör und Gefühl gehen, als nach einer naturgetreuen Abbildung der Bühne oder eines imaginären Raums zu streben. Soll die Snare wirklich mehr Hall haben als der Gesang nur weil sie weiter hinten ist? Je nach Stil, Song und gewünschter Atmosphäre dürfen hier ruhig mal Regeln gebrochen oder neu erfunden werden. Fast noch wichtiger als die Ausklingzeit: das Predelay. Hier unbedingt mit herumexperimentieren. Falls man es kann oder möchte (und das KISS-Prinzip vernachlässigt), auch gerne verschiedene Hallgeräte benutzen.
DELAYS
Sind natürlich wirklich fummelig einzustellen, aber das ist ja die eigentlich Definition von Tiefe: Entfernung. Wenn die Snare 5 Meter weiter weg vom Hörer als der Gesang ist – warum sollten dann beide Signale gleichzeitig aus den Speakern kommen? Aber Vorsicht: da man die Signale ja mit Kanaldelays direkt beim Reinkommen ins Pult verzögert werden dadurch eventuell Monitormixe für den Künstler komisch klingen. Sofern man also kein Delay in den Bussen anlegen kann, könnte man sich bestimmte Signale per soft-patching auf andere Kanäle legen, die man dann verzögert und nur zur Summe schickt (aber nicht zu den Monitoren). Auch sollte man natürlich nicht allzu kreativ mit Delays werden, ohne das mit dem Künstler abzusprechen :)
Gibt es noch andere Möglichkeiten?
Mixing with the Attack Principle
Bin gerade mal über ein Video gestolpert, was ich vor einiger Zeit entdeckt habe.
Schaut mal rein.
Das Prinzip lässt sich natürlich auch hervorragend live umsetzen. Dabei kann man natürlich die “Attack” auch in etwas längeren Zeitabschnitten denken. Ich benutze es zum Beispiel sehr gerne für Vocals oder für (längere, oder im Hintergrund passierende) Solo-Teile, allerdings lässt sich so auch klasse die Aufmerksamkeit auf subtilere Parts (wie z.B. Percussion) lenken. Der Vorteil ist natürlich, dass die Zuhörer live auch Zuschauer sind. Sie sehen die Akteure und die Instrumente. So funktioniert das Prinzip live fast noch besser: sobald der Fokus auf ein Instrument gelenkt ist, kann man ja sehen, was dort passiert. So muss man es unter Umständen noch weniger hören. Es lohnt sich in jedem Fall hiermit mal zu experimentieren. Welche zusätzlichen Abwandlungen dieses Prinzips könnte man live nutzen?
Danke an delamar.de!
An dieser Stelle mal öffentlich ein herzliches Dankeschön
an Carlos, Felix und auch alle anderen von delamar!
Dort wurde sich die Zeit genommen, mal mein Büchlein zu besprechen.
Das Ergebnis kann man HIER lesen. Vielen Dank! :)
Wer den Podcast noch nicht kennt: HÖRT mal rein. Da gibt es
immer wieder interessante Themen und jede Menge Tips & Tricks.
In der aktuellen Folge (Q&A mit Hörerfragen) kann man sogar
einen richtig klasse Preis gewinnen ;)
Edit: den Beitrag hier drunter hatte ich schon fertig bevor im Podcast das gleiche Thema behandelt wurde.
23 Fragen für Live-Gitarristen
Kennst Du das? Die anderen Bands klingen viel dicker als die eigene, irgendwie laufen immer die gleichen Sachen schief? Im Proberaum klappt alles top, und irgendwie klang man da auch besser oder – noch schlimmer – “anders” ? Auf der Bühne ist aber jetzt alles irgendwie komisch?
Ich werde in Zukunft in loser Folge immer mal ein paar Fragen für Bühnenanfänger (und Musiker die immer wieder die gleichen Sachen ungeschickt anpacken :)) hier posten, die helfen können, den Sound der Band zu verbessern.Fangen wir mal an mit den Elektrogitarristen. Wie auch im Buch: bitte bei den Ja/Nein-Fragen auch mal drüber nachdenken, warum die Antwort so ausfällt – und mal ein “Warum?” oder “Warum eigentlich nicht?” hinterherfragen :)
Hast Du Deinen eigenen Amp dabei oder nutzt Du einen anderen?
Kennst Du den Amp und seine Einstellmöglichkeiten?
Weißt Du wie (und an welche Speaker) Du den Amp anschließen kannst?
Hast Du Deinen Bühnensound passend zur Location eingestellt?
Wie ist die Ausrichtung der Box?
Ist diese Ausrichtung gut für den Bühnensound?
Ist diese Ausrichtung gut fürs Publikum?
Hast Du Ersatzsaiten dabei?
Hast Du eine Ersatzgitarre dabei (oder Dich vor dem Auftritt um eine Leihgitarre bemüht) ?
Stimmt das Tuning der Leihgitarre?
Hast Du Ersatzkabel dabei?
Hast Du frische Batterien (oder Netzteile) für Effektgeräte, Sender etc.?
Passen Deine Sounds (Patches, Kanäle) von der Lautstärke her oder gibt es (zu) große Unterschiede?
Ist das Gain zu weit aufgerissen (für eine Abnahme) ?
Wird die Gitarre mit einem Mikrofon abgenommen?
Schickst Du dem Mischer (zusätzlich) ein DI-Signal?
Stimmt der Effektanteil Deiner Sounds?
Welche Sounds bietest Du dem Mischer beim Soundcheck an? Warum?
Weißt Du, was Du zur Orientierung auf dem Monitor brauchst?
Änderst Du nach dem Soundcheck Einstellungen am Amp wie Lautstärke, Klangregelung?
Spielst Du in Ansagen hinein?
Spielst Du Deine Parts am Rande Deiner Fähigkeiten, oder lässt Du noch Luft nach oben?
Wieviel Raum für Improvisation hast Du?
Welche Fragen fehlen noch?