Snaremikrofonierung

snaremicshootout

 

Auf Seite 41 im Buch wurde das Thema ja bereits “angerissen”, darauf aufbauend hier noch einige ergänzende Fragestellungen und Gedanken:

 Mit wie vielen Mikrofonen willst Du die Snare abnehmen?

Welches Mikrofon hast Du für die Verwendung an der Snare ausgewählt?

Warum?

Welches Mikrofon hast Du ausgeschlossen?

Warum?

Wie genau ist die Positionierung des Mikrofons?

Wie ist der Abstand zur Snare?

In welchem Winkel zeigt das Mikrofon auf die Snare?

Wohin zeigt das Mikrofon?

Ist das Mikrofon gegen eine Änderung der Positionierung gesichert?

Falls die Snare nach dem Soundcheck gewechselt wird, wie lässt sich die Mikroposition wieder herstellen?

Wird das Spiel des Drummers durch das Mikrofon oder durch Kabel beeinträchtigt?
(vor allem der Wechsel auf die Hihat und hohe Tom)

Besteht die Gefahr, dass Kabel Becken oder Toms dämpfen?

Welche anderen Signale werden durch Mikrofonpositionierung und Mikrofonauswahl mit aufgenommen bzw. unterdrückt?

Hast Du wenigstens einmal eine Änderung der Positionierung vorgenommen um einen Vergleich zu haben?

Insgesamt kann man sagen, dass die Abnahme einer Snare wohl kein Hexenwerk ist. Es gibt sicher neben den üblichen Verdächtigen jede Menge weitere Mikros, die ausgezeichnet für diese Anwendung funktionieren.

Siehe hierzu z.B. das Video aus dem mit freundlicher Erlaubnis des Einstellers das Beitragsbild habe:

Vor allem geht es natürlich auch darum, welche Sounds man besonders featuren möchte. Geht es eher um den Klang der Snare? Geht es eher um den Teppich? In kleinen Räumen ist das Snaremikrofon möglicherweise “überflüssig”, allerdings nützt es für Sidesticks dann doch wieder, und man kann ja den Klang des Direktsignals mit Anteilen ergänzen, die eben im Raum nicht hörbar sind. Da lohnt es sich auch, mit Kompression rumzutesten – entspräche ja dann in etwa dem Ansatz der Parallelkompression.

Dazu später mehr und viel Spaß beim Experimentieren!

Songs als WAV-Download bei Musicload

Vielleicht wusstest Du’s schon, ich wusst’s noch nicht und fand’s gerade richtig praktisch:

Bei musicload ist es möglich, Alben und einzelne Titel auch im unkomprimierten wav-Format herunterzuladen. Und das sogar ohne sich zu registrieren (bezahlen sollte man schon können! ;)). Gibt soweit ich das sehe (fast?) alle Titel in diesem Format (44.1khz, 16bit). Wobei Einzeltitel natürlich unverhältnismäßig teurer sind als die komplette “CD”.

Wer also das Einmessen der PA mit Referenzliedern nicht mit von youtube geklauten grausigen mp3s durchführen will, oder wer einfach mal die verlegte CD schnell in guter Qualität haben will kann sich dort ja mal umsehen und schnell bedienen. :)

5 Wege um Tiefe im Mix zu erzeugen

Mischen in 3D

Tiefe im Mix

Wie kann man es schaffen, in einem (Live-)Mix eine Tiefenstaffelung zu erzeugen? Es soll vielleicht nicht immer alles im Vordergrund stehen, geht ja auch gar nicht. Im folgenden mal einige (altbekannte oder auch andere) Techniken, die man benutzen kann, um nicht nur das Panning, sondern auch Tiefe zu nutzen, um den Mix zu staffeln und zu sortieren. Dadurch werden die einzelnen Elemente besser ort- und hörbar und die Transparenz der Abmischung wird verbessert.

 

 

LAUTSTÄRKE
Faustregel natürlich: je lauter, desto weiter vorne. Hier sollte man mal anfangen. Allerdings gilt das natürlich nur begrenzt: ein lautes dumpfes Signal wirkt unter Umständen doch weiter hinten als ein kristallklares, aber leiseres.

DYNAMIK
Klar, Kompression und Parallelkompression presst einem den Sound direkt ins Ohr. Wunderbar geeignet um kritische Sounds nach vorne zu holen – und dort festzukleben. Allerdings hat das ja nun wenig mit Tiefe zu tun. Vielleicht tut es manchen Klängen ja auch ganz gut mal zwischendurch wieder im Mix abzutauchen um nur bei bestimmten Tonhöhen oder einer bestimmten Intensität nach vorne zu kommen. Ist jedenfalls bewegter und mehr 3D. Ganz besonders nett kann man das natürlich mit dem Hall kombinieren. Richtig klasse kann es kommen, wenn man zum Beispiel weitestgehend unkomprimierte Vocals zum Hall schickt (und richtig komprimierte Vocals weiter zur Summe). Dadurch bekommt die Stimme einen wunderbar dynamischen Schein. Klingt je nachdem voll 80er oder richtig teuer. Oder beides. Hat man die Möglichkeit, einen Transientendesigner/-shaper zu nutzen, so kann man auch damit experimentieren: je mehr Attack desto fokussierte und weiter vorne, je weniger Attack desto verschwommen und eher im Hintergrund.

EQ
Klappt live natürlich besonders gut: der Mix bleibt transparent, man hat keine Probleme mit Feedbacks und alles zumatschenden Hallfahnen und es klingt sogar “natürlich”: je weiter ein Instrument im Hintergrund stehen soll, desto weniger Höhen bekommt es. Es lohnt sich, damit mal die Gitarren vom Gesang zu trennen, oder Teile des Schlagzeugs (z.B. die Toms) nach hinten zu stellen. Live hat man natürlich außerdem den Vorteil, dass dadurch gefühlt weniger Becken im Mix sind.

HALL
Ganz klar, der Klassiker. Mit nur einem Hallgerät kann man schon eine Menge 3D erzeugen. Faustregel natürlich: je mehr Hall=desto weiter weg. Allerdings sollte man hier (besonders) live eher nach Gehör und Gefühl gehen, als nach einer naturgetreuen Abbildung der Bühne oder eines imaginären Raums zu streben. Soll die Snare wirklich mehr Hall haben als der Gesang nur weil sie weiter hinten ist? Je nach Stil, Song und gewünschter Atmosphäre dürfen hier ruhig mal Regeln gebrochen oder neu erfunden werden. Fast noch wichtiger als die Ausklingzeit: das Predelay. Hier unbedingt mit herumexperimentieren. Falls man es kann oder möchte (und das KISS-Prinzip vernachlässigt), auch gerne verschiedene Hallgeräte benutzen.

DELAYS
Sind natürlich wirklich fummelig einzustellen, aber das ist ja die eigentlich Definition von Tiefe: Entfernung. Wenn die Snare 5 Meter weiter weg vom Hörer als der Gesang ist – warum sollten dann beide Signale gleichzeitig aus den Speakern kommen? Aber Vorsicht: da man die Signale ja mit Kanaldelays direkt beim Reinkommen ins Pult verzögert werden dadurch eventuell Monitormixe für den Künstler komisch klingen. Sofern man also kein Delay in den Bussen anlegen kann, könnte man sich bestimmte Signale per soft-patching auf andere Kanäle legen, die man dann verzögert und nur zur Summe schickt (aber nicht zu den Monitoren). Auch sollte man natürlich nicht allzu kreativ mit Delays werden, ohne das mit dem Künstler abzusprechen :)

Gibt es noch andere Möglichkeiten?

“Einmessen” der PA mit Referenzliedern

Nach dem Aufbau und vor dem Soundcheck lasse ich sofern es die Zeit zulässt eigentlich immer etwas Musik über die PA laufen. Ich habe mir in den letzten Jahren eine Referenz-CD (oder einen Referenzordner) zusammengestellt: darauf befinden sich einige Songs die nicht unbedingt “perfekte” (Re-)Produktionen von irgendwas sondern einfach Lieder sind, die ich in- und auswendig kenne und schon Hunderte von Malen gehört habe. So merke ich normalerweise sofort wie Raum UND PA auf die für Rockmusik wichtigsten Frequenzbereiche reagieren und führe entsprechende Korrekturen am 31-Band-EQ in der Summe durch. Dabei gehe ich üblicherweise ähnlich vor wie beim Einpfeifen von Monitoren: verdächtige Frequenz identifizieren, Fader/Band boosten — überprüfen und “gespiegelt” unter die Nulllinie ziehen. Das Ganze allerdings eher nach Gefühl als mathematisch. Ich habe von den Songs Ausschnitte vorbereitet, die praktisch nie länger als 1 Minute laufen. So fällt es mir leichter schnell die wichtigen Entscheidungen zu treffen – ohne dass das Gehör ermüdet, man sich an den Sound gewöhnt und man endlos hin- und herschraubt bis man jegliche Perspektive verloren hat.

Ich beginne meist mit der Instrumentalversion von “Nobody Does It Better” (Nate Dogg). Das ist ein schön smoother aber ziemlich “breitbandiger” Track in dem (vom Arrangement) nicht wirklich viel passiert. Meist schau ich zuerst danach wie sich der Bassbereich ab 300hz abwärts verhält, dann vielleicht wie die Snare und die Hihats so wirken, dann was die Pads und der Synthie so in den Höhen so anstellen. Da der Track vom Soundeindruck sehr weich und unaufdringlich ist, fällt es eigentlich sofort auf, wenn Frequenzen durch den Raum oder die PA überbetont werden.

Weiter mache ich dann mit einem Ausschnitt von “Colorblind” (Chroma Key). Hier höre ich besonders auf den Gesang. Dieser ist auf der Aufnahme stark gefiltert. Da achte ich darauf, dass er nicht zuu funkgerätmäßig rüberkommt, oder es gar unangenehme klingelnde Resonanzen etwa im Bereich 400-1600hz gibt. Der ganze Song soll voll und rund wirken.

Weiter gehts dann zu einem Ausschnitt “The Forgotten Part 2” von Joe Satriani (Bridge bis einschließlich erstes Solo). Die Gitarre sollte richtig schön fett, warm und funkelnd klingen (wenns nicht zu synästhetisch-esoterisch wäre hätte ich “golden” gesagt :)). Interessante Frequenzen hier vor allem 1khz-6.4khz. Wenn der Gitarrensound schon stimmt und noch Zeit ist probier ich schnell im Bereich 8k-16k dass die Hihats und Becken nicht zu “dünn” und “spitz” klingen (zu transientenreich). Der Höhenbereich der Snare darf hier ruhig ein bisschen leiden.

Zum Abschluss spiele ich meist den Anfang von “Monkey Business” von Skid Row. Nach dem Intro muss der Songeinstieg einen guten Dynamiksprung machen und der erste Schrei darf nicht unangenehmer klingen als er nunmal ist. Wenn irgendetwas am Gesamtbild über 1khz nicht stimmt wird das in den paar Takten vor der ersten Strophe gnadenlos aufgedeckt. Falls es aber wie ein normal nerviger Hairmetalsong klingt kann das PA-Tuning eigentlich aufhören.

Falls jetzt noch Zeit ist höre ich noch ein paar (wechselnde) andere oder auch aktuellere Songs. Sollte mir hier irgendetwas auffallen so behalte ich das meist, oder bereite mir schon mal 1-3 Frequenzen für den (noch deaktivierten!) parametrischen Equalizer der Summe vor. Mit weiteren Änderungen am Graphic EQ bin ich seehr zurückhaltend.